„Ich will hier raus“, so der Songtitel der deutschen Band Extrabreit. „Ich will hier rein!“, dachte sich hingegen Beraterin Annette Crowther, als sie 2012 bei Communication Harmonists – dem durchaus musikaffinen Vorgänger von Commha Consulting – anklopfte. Und sie kam, um eine Dekade zu bleiben. Mindestens. Ein Rück- und Ausblick.
Annette, wer dich kennt, der weiß, dass du dich gerne ein „absolutes Agenturkind“ nennst. Fühlst du dich als solches denn gut bei Commha aufgehoben oder eher bemuttert?
Annette (lacht laut, und das tut sie übrigens oft, selbst dann, wenn die Hütte brennt): Bei Commha bemuttert niemand niemanden, und genau das gefiel mir ab dem ersten Tag. Nach Berufserfahrungen in einer Karlsruher Agentur – mit viel Herz, aber wenig Abwechslung – wollte ich unbedingt einen Job, der mich so richtig fordert. Mit dem Wunsch war ich bei Communication Harmonists, wie wir bis 2016 hießen, genau richtig. Schließlich sollte ich nicht mehr, aber auch nicht weniger tun, als einen Großkunden aus der Verpackungs- und Prozesstechnik zu übernehmen. Wow, dachte ich mir damals, das ist viel Verantwortung auf einmal.
Und? Sehntest du dich bei so viel kaltem Wasser nicht doch nach mehr Nestwärme?
Ich hatte Respekt vor der Aufgabe, traute sie mir aber zu – und begriff sie als Chance, auch wenn es sich in den ersten Monaten nicht immer so anfühlte. In der externen Kommunikation, die ich für diesen Kunden bis heute begleite, habe ich mich immer sehr wohl gefühlt. Dank meiner Karlsruher Zeit war ich bestens mit Fachjournalist:innen vernetzt, und stürzte mich damit ins Abenteuer Erstkunde. Das gefiel mir damals schon an Commha, und das tut es heute noch: Wir trauen Kolleg:innen etwas zu, geben ihnen Freiräume, und fördern so ihre Stärken. Spezialisierungen sind erwünscht und werden gefördert. Die eierlegende Wollmilchsau – vor Jahren hier durchaus noch anzutreffen – würde heute nicht mehr bei uns heimisch; es gibt sie schlicht nicht mehr.
Wie kam es dazu? Hast du sie etwa vertrieben?
Ein Stückweit für mich selbst sicher schon. Personalthemen wie Recruiting, Onboarding, Mitarbeiterentwicklung ziehen mich genauso in ihren Bann wie die Vorbereitungen einer Fachmesse – das ist ziemlich geiler Stress, wie ich finde. Hingegen gibt es auch Bereiche, in denen ich sehr gerne auf die Kompetenz der Kolleg:innen zurückgreife, vor allem bei den technischen Tools oder bei Grafikdesign. Aber zurück im Text: Ich wollte mich personalseitig engagieren und fragte nach einigen Jahren bei der Geschäftsleitung, ob ich dürfe. Wie so oft in zehn Jahren hörte ich den erfrischend direkten Satz: „Ja, mach doch!“
Was reizte dich an der Aufgabe?
Ich hinterfrage Dinge grundsätzlich gerne und suche noch lieber im Team nach einer Lösung. In Sachen Personal und Recruiting gab es damals aus meiner Sicht eine Menge auszubauen. Denn wir hatten bereits den richtigen Ansatz: Nah am Menschen, direkt, offen. Wenn mich Leonie, die auch schon zehn Jahre dabei ist, bei meinem Vorstellungsgespräch nicht so nett und persönlich beruhigt hätte – ich könnte heute noch schweißgebadet in einer Ecke in der Poststraße sitzen. Von dieser Kollegialität und Offenheit von Beginn an sollten auch andere profitieren, aber eben im Rahmen eines strukturierten Ansatzes, der für alle gilt.
Hand aufs Herz: Hättest du dir vor zehn Jahren vorstellen können, zehn Jahre hier zu arbeiten?
Um ehrlich zu sein (und auch das tut sie gerne, dieses Konkret-Werden): Nein. Nach dem Volontariat und drei weiteren Jahren in Karlsruhe wollte ich auch drei bis vier Jahre bei Commha bleiben, danach weiterziehen. Sogar den Seitenwechsel in ein Unternehmen hatte ich mir kurz durch den Kopf gehen lassen. Commha hat mir diesen Wunsch ausgetrieben, im positiven Sinn: Ich jongliere viel zu gerne mit Themen, ich liebe die Vielfalt – und ja, auf die Gefahr hin, mich zu wiederholen: Ich bin eben ein absolutes Agenturkind. Commha wuchs sehr organisch, mit noch vielseitigeren Jobs und Kunden. Viele Aufgaben wurden für mich mit der Zeit zwar leichter, aber nie langweilig. Weshalb sollte ich also woanders hin? Mir gefällt es hier einfach.
Das Gespräch führte unser Redakteur Benoît.