Alles, bloß kein Lehrer werden: Nach acht Semestern Lehramtsstudium stand der Entschluss fest. Und wie. Dass ich ihn so kurz vor der Zielgeraden fasste, mag manchem vielleicht irrwitzig erscheinen. Und nicht wenige unter euch fragen sich jetzt bestimmt, warum ich mich erst fürs Lehramt entschied – und später wieder dagegen. Deshalb der Reihe nach!
Lehramtsstudium als Auffangbecken für Planlose?
Mit dem Abi in der Tasche wusste ich nicht, wohin die Reise gehen soll. Denn meine Interessen waren breit gefächert. Zu breit, um mich für ein bestimmtes Fach zu entscheiden. Ein Kompromiss musste her. Da mir die Vorstellung gefiel, jungen Menschen etwas beizubringen, landete ich im Lehramt. Und siehe da: Mit meiner Idee war ich nicht allein! Bei erstaunlich vielen Kolleg*innen herrschte dieselbe kollektive Unentschlossenheit. Eine Zukunft als Lehrer*in erschien vielen als rettender Strohhalm. War das Lehramtsstudium also nicht mehr als ein Auffangbecken für Planlose? Je mehr ich darüber nachdachte, umso weniger wollte ich weiter im Trüben fischen. Lieber klar Schiff machen und volle Kraft voraus – mit einem durchdachten Plan, versteht sich.
Berufsfeld für unentschlossene Geistes- und Sozialwissenschaftler*innen?
Da ich leider nicht den nötigen Hang zur Selbstzerstörung besaß, um ein authentischer Rockstar zu werden, musste nach dem achten Semester eine nüchternere Alternative her. Die hieß Englisch und Sportwissenschaften auf Bachelor. Danach steuerte ich gleich in Richtung PR-Praktikum. Und das aus gutem Grund: Eine Freundin hatte mir begeistert von ihrem Volontariat in einer Agentur erzählt. Ich dachte mir nur „Hey, in der PR könntest du tatsächlich auf dein Studium aufbauen!“ Texte verfassen und Prozesse eigenverantwortlich steuern? Das machte mir seit Unitagen Spaß. Also hieß es für mich: Auf zu neuen Ufern!
Was ich dann während meiner Agenturpraktika beobachtete, kam mir bekannt vor. Viele Kolleg*innen glänzten mit unterschiedlichen Hintergründen. Bei der beruflichen Orientierung muss eine Frage sie ähnlich intensiv beschäftigt haben wie die Lehrämtler*innen: Wohin mit mir? Und auch ihnen dürfte es anfangs nicht ganz leicht gefallen sein, sich im Berufsdickicht zurechtzufinden. So stellte sich mir zwangsläufig eine weitere Frage: War ich im nächsten Auffangbecken gelandet – dem für unentschlossene Geistes- und Sozialwissenschaftler*innen?
Viele Kommunikator*innen sind Quereinsteiger*innen
Nach zwei Monaten bei Commha weiß ich: keineswegs! Zugegeben, viele Kommunikator*innen sind Quereinsteiger*innen. Und manche haben beruflich vielleicht viel herumexperimentiert. Na und? Früher oder später landen doch alle am selben Ziel: Bei einem Job, den sie aus freien Stücken gewählt haben. Und der obendrein Spaß macht. Planlos ist hier keiner: Das merkte ich bei den vielen Projekten, bei denen ich engagierten Kolleg*innen über die Schulter schauen und mit anpacken durfte. Denn wir haben das große Privileg selbst entscheiden zu können, in welches Becken wir springen und in welches nicht. Ein noch größeres ist es, das Becken überhaupt gewechselt zu haben. Dadurch sind wir mit vielen Wassern gewaschen. Wer beide Seiten kennt, hat den weiteren Horizont – und ist damit gerade für die PR bestens gewappnet.