Mit dem Thema Sabbatical sind viele Hoffnungen, Vorstellungen, aber auch Befürchtungen verbunden. Wir haben damit schon einige Erfahrungen gesammelt. Einen persönlichen (Rück-)Blick hat unsere Kommunikationsberaterin Annette Crowther hier zusammengestellt.

Sabbatical. Ein Erfahrungsbericht.
Annette Crowther hat in ihrem Mini-Sabbatical mehrere Länder bereist.

Das Angebot, eine Auszeit zu nehmen, gibt es bei Commha schon länger. Doch was bedeutet es konkret, wenn ich mich für ein solches Modell entscheide? Was muss ich vorher beachten und wie beeinflusst es meinen beruflichen Werdegang? Diese und viele weitere Fragen habe ich mir natürlich auch gestellt, eh ich mich für ein dreimonatiges „Mini-Sabbatical“ entschieden habe. Damals überwogen die Bedenken – heute überwiegen die Erfahrung und die Dankbarkeit.

Was ist überhaupt ein Sabbatical?

Tatsächlich wurde der Begriff „Sabbatical“ aus den USA übernommen – und dort wiederum nach der Definition des Sabbatjahrs in der jüdischen Tora für Forschungssemester oder Freisemester an Universitäten genutzt. Auf das Arbeitszeitmodell gemünzt, geht es laut Gabler Wirtschaftslexikon um „eine zeitlich zusammenhängende Phase (un-)bezahlten Urlaubes“, zu dessen Realisierung entweder Zeit oder Geld angespart werden kann.

Wie läuft ein Sabbatical bei Commha?

Sabbaticals sind immer Verhandlungssache, werden aber im Prinzip positiv gesehen und unterstützt. Ein volles Sabbatjahr setzt eine längere Betriebszugehörigkeit, in der Regel fünf Jahre, voraus. Auszeiten von mehr als zwei Monaten bereiten wir mit dem Ansparmodell vor, d.h. man bekommt über einen gewissen Zeitraum weniger Geld, um die freien Monate zu finanzieren, aber innerhalb der freien Monate auch weiterhin ein (proportional geringeres) Gehalt und zahlt weiter in die Kranken- und Sozialversicherung ein. Die genaue Form entscheiden wir jeweils gemeinsam mit der Geschäftsleitung. Das variiert logischerweise nach Länge und persönlicher finanzieller Situation – und wird vertraglich festgehalten.

Sabbatical von drei Monaten bis zu einem Jahr

Natürlich ist es finanziell und organisatorisch einfacher, ein Mini-Sabbatical zu planen, als wenn man – wie unsere jetzige Geschäftsführerin Jana – ein ganzes Jahr die Wanderpfade in Australien, Neuseeland und Japan erkundet. Doch auch bei weiteren Kolleg*innen mit 3- und 4-monatigen Auszeiten hat sich klar gezeigt: Mit transparenter Kommunikation und guter Planung ist alles möglich! Schließlich sind wir alle noch immer bei Commha und unsere Kund*innen haben uns auch noch immer lieb 😊. Mann bzw. Frau muss es nur frühzeitig kommunizieren und die Weichen stellen. Und Frau muss loslassen lernen – was sich in meinem Fall als Segen erwiesen hat.

Vom Loslassenkönnen

Loslassen – einfacher gesagt als getan. „Werden meine Kolleg*innen ohne mich klarkommen? Wie gehen meine Kund*innen damit um? Und wie finde ich mich nach der Auszeit wieder in den Job ein?“ Ich kann alle Fragen positiv beantworten: Meine Kolleg*innen sind sehr gut ohne mich klargekommen. Meine Kund*innen haben mir die Auszeit gegönnt. Und in den Job reinfinden war nicht weiter schwer: Ich kam zurück, hatte (danke an meine Teams!) ein paar Tage Schonfrist und war dann wieder mittendrin. Das hatte ich mir auch so gewünscht. Wer einen krassen Rollenwechsel anstrebt, muss sich sicher anders organisieren. Aber auch das ist möglich – man muss nur das Loslassen lernen bzw. wagen!

Sabbatical - ja oder nein?

Freie Zeit für Menschen und Orte

Mein Mini-Sabbatical war auf jeden Fall ein voller Erfolg. Es hat zwar Zeit und Energie gekostet, alles zu organisieren. Aber es war jede Sekunde wert. Den großen Plan hatte ich nicht, dafür eine Maxime: Zeit mit mir wichtigen Menschen zu verbringen. Da diese über den Erdball verstreut leben, konnte ich auch einige Länder bereisen: von Deutschland über Luxemburg, Frankreich und Portugal bis in die Vereinigten Staaten. Den ersten Trip hatte ich übrigens gleich am zweiten Tag des Sabbaticals angesetzt, weil dann auch ein Arbeitstier wie ich den Rechner einfach mal zuklappen muss. 😉

Fazit: ich würde es wieder tun

Ich habe das große Glück, meinen Job zu lieben und mit genialen Menschen zusammenzuarbeiten. Es macht mir seit 15 Jahren Spaß, Kund*innen in der Kommunikation zu beraten, Teams zu leiten, Medien- und Kundenkontakte zu pflegen, Texte zu schreiben, und vieles mehr – und das seit über 10 Jahren bei Commha. Doch auch mir hat es gutgetan, eine Pause einzulegen. Eine gut geplante Auszeit setzt nochmal mehr Energie frei und gibt Raum für neue Ideen! Wenn die Absprachen stimmen und alles gut organisiert ist, eröffnen sich plötzlich neue Perspektiven. Auf die freue ich mich – und setze erste neue Projekte aktuell schon um.

Fazit: Ich kann es nur allen empfehlen, die in der glücklichen Situation sind, es sich leisten zu können.

10 Tipps für ein gutes Sabbatical (aus Arbeitnehmerperspektive)

  • Habe einen Plan, oder zumindest ein erstes Ziel. Das kann ein Reiseziel, eine Fortbildung, eine ehrenamtliche Betätigung sein… Der Rest ergibt sich von selbst.
  • Informiere deine Kund*innen und Stakeholder frühzeitig. Wenn ihr ein gutes Verhältnis habt, werden sie es dir gönnen – und haben Zeit, sich auf die neue Situation einzustellen.
  • Sorge für eine ordentliche Übergabe aller Aufgaben. Nur dann kannst du entspannt in deine Auszeit starten – und entspannt ohne Sorgen zurückkommen.
  • Glaube nie, dass du unersetzbar bist. Habe Vertrauen in dein Team! Die Kolleg*innen sind selbstverständlich in der Lage, deine Aufgaben zu übernehmen.
  • Löse dich von allen beruflichen Verpflichtungen. Du bist raus – und das musst du dann auch sein! Kein Team oder Kunde hat etwas davon, wenn du aus dem „Off“ mitmischst.
  • Habe einen Rückkehrplan. Möchtest du deine alten Aufgaben wieder übernehmen oder willst du dich verändern? Kommuniziere das vorab klar und deutlich.
  • Akzeptiere Veränderungen. Während du weg bist, dreht sich die (Berufs-)Welt weiter. Wenn deine Kolleg*innen Prozesse verändert haben, dann sicher aus gutem Grund.
  • Rechne mit einer gewissen Einarbeitungszeit. Auch in drei Monaten kann viel passieren. Du brauchst mindestens 1-2 Wochen, um wieder durchzublicken.
  • Schaffe Raum für Neues. Eine Auszeit kann viel Energie freisetzen. Nutze diese, um Neues anzustoßen. Bestenfalls hast du dafür schon vorab Zeit eingeplant.
  • Last but not least: Genieße deine Auszeit. In der Regel hast du dir diese redlich verdient!
Was ist ein Sabbatical? Welche Erwartungen und Befürchtungen gehen für Teams, Kunden und einen selbst damit einher? Ein Erfahrungsbericht.

Ansprechpartner

Avatar-Foto

Annette Crowther

Beraterin für Kommunikation