Stellen Sie sich vor, Sie möchten mit dem Auto losfahren – aber vor Ihnen liegt keine erkennbare Straße. Sie sehen keine Leitplanken, Fahrbahnmarkierungen, Verkehrsschilder oder eine Straßenbeleuchtung; Ihnen fehlt also wortwörtlich jede Spur. Ohne Unternehmenswerte verhält es sich ähnlich. Unternehmenswerte, sogenannte „Core Values“ (der Kern der im Unternehmen vorhandenen Wertevorstellungen), dienen der Orientierung, geben die Richtung vor – und sorgen im besten Fall sogar für zusätzlichen Antrieb. Um langfristig erfolgreich zu sein, brauchen Organisationen Werte, an denen sie ihr Handeln ausrichten. Doch wie definieren, kommunizieren und implementieren sie diese nachhaltig?

Unternehmenswerte als Wegweiser | Blogbeitrag | Commha Consulting
Unternehmenswerte geben Orientierung. Sie heben eine Organisation von Mitbewerbern ab und definieren, wie sich Führungskräfte und Mitarbeitende im Arbeitsalltag verhalten.

Was sind Unternehmenswerte?

Bei Unternehmenswerten handelt es sich um die übergeordneten, handlungsorientierten Normen und Werte einer Organisation, die die Unternehmenskultur bestimmen. Also um Eigenschaften, die Menschen in einem Unternehmen wichtig sind, bzw. um Ideale und Wertevorstellungen, nach denen sie streben. Dieses Geflecht an Wertevorstellungen, die (im Idealfall) jeden Tag im Unternehmen gelebt werden, definieren, wie wir in einem Unternehmen zusammenarbeiten, wie wir im Team und mit Kund*innen und Geschäftspartner*innen umgehen und welche Ziele wir gemeinsam verfolgen – kurz: sie sind eine Art kollektives Wertesystem, das von innen gelebt wird. So dienen Unternehmenswerte der Geschäftsführung und den Mitarbeiter*innen als Wegweiser für Entscheidungen und als Orientierung – gerade auch in Veränderungsprozessen.

Warum sind Unternehmenswerte so wichtig?

#Mitarbeiterbindung: Gutes Gehalt oder Getränke for free? Das findet Gefallen, aber heutzutage erwarten Menschen mehr von einem Unternehmen, nämlich dass es verantwortungsvoll und somit wertebasiert handelt. Wer das WARUM nicht beantworten kann, begeistert insbesondere jüngere Menschen nur schwer. Besonders wichtig ist Mitarbeitenden, dass diese Werte nicht vom Management top-down erfunden, sondern gemeinsam mit ihnen erarbeitet und implementiert werden. Nur dann identifizieren sie sich mit ihrem Arbeitgeber, wachsen als Team zusammen und gehen auch mal die Extrameile. Werte sind also sinnstiftend und wirken sich positiv auf Vertrauen und Motivation der Mitarbeiter aus. So hilft eine entsprechende Unternehmenskultur, die Mitarbeiterbindung und Mitarbeiterzufriedenheit zu steigern.

#Stakeholder Image: Klar definierte Werte bieten auch beispielsweise Kunden, Lieferanten oder Investoren ein klares, einheitliches Bild über ein Unternehmen. Auch Stakeholder legen immer mehr Wert darauf, dass Unternehmen nicht rein profitorientiert wirtschaften. Unternehmenswerte stärken das Image des Unternehmens und können die allgemeine Glaubwürdigkeit bei Stakeholdern erhöhen und positiv auf das Vertrauen und somit die Beziehung zu ihnen wirken.

#Employer Branding: Klar formulierte Unternehmenswerte spielen auch in Bewerbungsprozessen eine zunehmend wichtige Rolle. Die Mehrzahl der Jobsuchenden nimmt vor einer Bewerbung die Werte eines Unternehmens genau unter die Lupe. Passen die Wertevorstellungen des potenziellen Arbeitgebers nicht zu den eigenen, bewerben sich viele erst gar nicht. Doch auch der Arbeitgeber selbst profitiert an der Stelle: Core Values helfen bei der Beantwortung der Frage, ob Bewerber*innen überhaupt zum Wertesystem des Unternehmens passen. Eine Übereinstimmung zwischen Unternehmens- und Mitarbeiterwerten spart nicht nur Kosten, die durch Fluktuation und mangelnde Motivation entstehen, sondern reduziert auch aufwändige Maßnahmen zur Verinnerlichung der Werte innerhalb des Unternehmens.

#Kompass in Krisenzeiten: Auch in Konfliktsituationen, in wirtschaftlich turbulenten Zeiten oder während eines Change: Fest verankerte Unternehmenswerte bieten Sicherheit für Führungskräfte und Mitarbeitende und sorgen so für Orientierung bei Entscheidungen.

Unterm Strich mehr #Erfolg

Unternehmenswerte motivieren Mitarbeiter, schaffen Identifikation und Glaubwürdigkeit nach innen und außen, verbessern die Unternehmenskultur und halten in Krisenzeiten ein Unternehmen auf Kurs. Auf diese Weise sind Unternehmen, die sich nach Werten richten, erfolgreicher.

Und welche Beispiele für Unternehmenswerte gibt es?

Bei Commha haben wir uns auf die sechs Werte Vertrauen, Kritik, Freude, Freiraum, Qualität und Balance verständigt.

Bei unseren Werten handelt es sich eher um sogenannte „klassische“ Core Values, die in vielen Leitleitbildern von Unternehmen auftauchen. Darunter finden sich häufig Werte wie Nachhaltigkeit, Transparenz, Offenheit, Innovation oder Teamgeist. Entscheidend ist jedoch nicht das Wort, sondern wie Werte tatsächlich verstanden und gelebt werden. Dazu gibt es bei Commha immer wieder Teamtreffen, Umfragen und Gespräche. Und im Einarbeiten neuer Mitarbeitenden ist eine Einheit zu den Commha-Werten selbstverständlich.

„Junge“ Unternehmen und Start-ups betonen mit ihren Werten häufig ihre Andersartigkeit und machen sie zu ihrem USP, um sich auf diese Weise von den eher „klassischen“ Unternehmen abzugrenzen. Dazu zählen zum Beispiel Werte wie Abenteuer, Achtsamkeit, Intuition oder Andersartigkeit. In agilen Organisationen und Teams sind agile Werte die Grundlage für die erfolgreiche Zusammenarbeit. Hier legen agile Prinzipien wie beispielsweise Lernen, Offenheit oder Selbstverpflichtung die allgemeingültigen Spielregeln fest, die sich dann in agilen Praktiken und Methoden wiederfinden.

3 Schritte zur Implementierung von Unternehmenswerten

  1. Definieren: Entwicklung lebt von Dialog und Partizipation. Der beste Weg, die zentralen Werte zu definieren ist es also, diese gemeinsam zu erarbeiten. Workshops bieten die Möglichkeit, miteinander ins Gespräch zu kommen und Werte tatsächlich gemeinsam zu erarbeiten. Diese sind dann weitaus aussagekräftiger ist als Werte, die lediglich von der Geschäftsführung ausgewählt und vorgegeben werden. Werte, die diskutiert und definiert werden, gewinnen im Laufe des Prozesses an Akzeptanz. Wertearbeit macht die wesentlichen und einzigartigen Core Values sichtbar, die teils bereits vorhanden sind teils das angestrebte Ideal widerspiegeln. In dem Zusammenhang können auch Kundenbefragungen weitere Möglichkeiten im Prozess der Wertefindung bieten. Insgesamt sollten die definierten Werte klar und verständlich sein in dem Sinne, dass im Unternehmen ein lebendiger Dialog geführt wird, was unter einem Wert wie beispielsweise „Verantwortung“ konkret verstanden wird.
  2. Kommunizieren: Die Definition von Unternehmenswerten ist erst der Anfang. Schließlich müssen diese auch bekanntgemacht und zum Leben entfacht werden. Diese Kommunikation muss sich sowohl nach innen als auch nach außen richten. Schulungen, Meetings, Mitarbeitergespräche oder das Intranet sind ideale Mittel, um die definierten Unternehmenswerte zu kommunizieren. Erst wenn alle (Führungskräfte, Mitarbeitende usw.) mit einbezogen werden, können sie die Unternehmenswerte glaubwürdig vertreten. Anschließend erfahren auch Kunden und Stakeholder über geeignete Kanäle der Öffentlichkeitsarbeit, für welche Werte das Unternehmen steht.
  3. Etablieren: Um Unternehmenswerte im Arbeitsalltag mit Leben zu füllen, benötigen Worte Taten. Vor allem die Führung spielt hierbei eine große Rolle, um Werte vorzuleben. Handelt das Management ständig an den Unternehmenswerten vorbei, werden sich auch die Mitarbeitenden nicht mehr verpflichtet fühlen, den Core Values zu folgen. Definierte und kommunizierte Unternehmenswerte sollten laufend vermittelt und vorgelebt werden, um sie schlussendlich tief in der Unternehmenskultur zu verankern.

Fallbeispiel: Ein Werte-Workshop mit Commha

Werte zu implementieren ist in der Praxis also gar nicht so einfach. Viele Unternehmen setzen daher auf Hilfe von außen. Auch wir bei Commha haben bereits Kunden in diesem Prozess unterstützt, denn die Wertefindung profitiert enorm von einer externen Begleitung und Moderation. In Workshops werden Hierarchien aufgehoben, Perspektiven gewechselt und neue entdeckt, um schließlich Werte in der Organisation (neu) zu definieren.

Unternehmenswerte als Wegweiser | Blogbeitrag | Commha Consulting | Werte-Workshop von Commha
Werte-Workshop, commha Consulting

So geschehen bei einem unserer Kunden aus dem Maschinenbau: In einer zweimonatigen Workshop-Reihe galt es, schrittweise fünf Kernwerte zu entwickeln. Hintergrund war, dass die Geschäftsführung des Unternehmens die moralischen Leitplanken vor geraumer Zeit festgelegt hatte, um damit die Unternehmensstrategie zu stützen. Im Workshop wurden die damals festgelegten Core Values der Organisation überprüft, um zu sehen, inwieweit sie zur zukünftigen strategischen Ausrichtung des Unternehmens noch passen oder ob sie eventuell der Aktualisierung bedürfen.

Nach einer Einführung in das allgemeine Wesen von Werten standen die Teilnehmenden selbst im Mittelpunkt. Mit Unterstützung von Commha identifizierten sie die Werte, die sie bewegten, glichen diese mit der Unternehmensstrategie ab und formulierten sie neu. So entwickelten sie schrittweise fünf Kernwerte. An dem partizipativen Modell beteiligte sich die Geschäftsführung des Unternehmens genauso wie Auszubildende, Facharbeiter*innen, Vertriebsleitung oder die Kommunikation. Dieser bunte (und repräsentative) Querschnitt durch die Belegschaft lag den Grundstein dafür, die Werte nachhaltig mit Leben zu füllen. Denn schon während des Prozesses hielten die Teilnehmenden immer wieder Rücksprache mit Ihren Kolleg*innen – dadurch ergab sich ein gutes Stimmungsbild aus der gesamten Organisation schon in der Entwicklungsphase.

Schließlich ist das A und O gelungener Werte die Resonanz: gute Werte stoßen auf Resonanz bei den Mitarbeitenden und bringen sie in Schwung. Wenn Mitarbeitende denken: „ja, das sind wir!“, dann sind Werte gut definiert. Im Workshop haben wir dazu einen „Werte-TÜV“ durchgeführt, in dem die Werte an Maßstäben gemessen wurden, die die Gruppe zuvor als relevant erarbeitet hatte.

Im Nachgang fungierte die Gruppe als „Werte-Botschafter“, die die Werte ins Unternehmen trugen und für deren Etablierung sorgten. Ein äußerst spannendes Projekt – für uns und den Kunden!

3 Tipps, damit nichts schief geht

  • Authentizität: Die Werte klingen nicht nur „schön“ oder „trendy“, sondern passen wirklich zur Organisation und spiegeln die Einzigartigkeit wider.
  • Klarheit: Die Werte sind aussagekräftig formuliert. Jeder Wert erhält konkrete Handlungsanweisungen, die eine mögliche Umsetzung im Alltag illustrieren.
  • Weniger ist mehr: Nicht alles, was für die Unternehmenskultur wichtig erscheint, muss auch durch einen eigenen Unternehmenswert definiert werden. Der Fokus liegt auf dem „Herz“ der Organisation.

Sie möchten auch Unternehmenswerte implementieren, weiterentwickeln oder wünschen weitere Infos? Kommen Sie gern auf uns zu!

Ansprechpartner

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Barbara Hott

Beraterin für Kommunikation und Change